Der Inhortas-Idee liegt, neben der alten Vorstellung vom Garten als erweiterter Wohnraum, auch der Wunsch zugrunde, die Natur zu schonen. Diese gewohnte „Natur“ ist unsere natürliche Landschaft und traditionelle Kulturlandschaft, es sind die alten Kulturpflanzen und es sind die heimische Flora und Fauna. Trotz alldem hat auch der Mensch das Recht auf einen kleinen, sicheren und grünen Flecken Lebensraum. Und so entsteht – scheinbar unlösbarer – ein Konflikt zwischen unserm Anspruch auf Flächenverbrauch und dem Anspruch auf Bewahrung der Natürlichkeit.
Das ökologisch orientierte Denken hat in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr unser Handeln bestimmt und die Gestaltung unserer Hausgrundstücke und Gärten geprägt. Es wird heute viel vom Naturgarten und Ökogarten gesprochen und geschrieben. Man plant Gärten „natürlich“, schafft Feuchtbiotope, legt Öko-Swimmingpools an und hofft der Natur ein kleines Stück von dem zurückzugeben, was man ihr zuvor genommen hat.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch vermutlich schont man, global gesehen, die Ressourcen und die Natur mehr, wenn man im Hausgarten an Stelle des Feuchtbiotopes ein Kleingewächshaus betreibt und daneben einen Apfelbaum pflanzt. Man versorgt sich selber, die Familie und Freunde mit frischem Obst und Gemüse, welches dann nicht hunderte von Kilometern transportiert werden muss. Im Hausgarten kommt man fast 100%ig ohne Chemie aus und die Düngung besorgt der Kompost. Das ist aktive Nachhaltigkeit.
Raum für Mensch und Natur
Was unseren berechtigten Anspruch an grünem Lebensraum betrifft, so sollte man dafür ruhig und ohne Bedenken einen großzügigen Flecken im Garten beanspruchen und diesen als grünen und gestalteten Wohnraum intensiv nutzen. Dabei ist diese Idee gar nicht neu. Die heutige Öko- und Nachhaltigkeitsbewegung hatte ihre Vorläufer in jener Zeit, als Natur und Landschaft romantisch verklärt wurden. Das war die Zeit der Landschaftsparks und Landschaftsgärten. Ein Zeitgenosse und Gartengestalter jener Epoche war Fürst Pückler von Muskau. Und von ihm stammt der bemerkenswerte Satz: „Um sein Haus begnüge man sich mit einem reizenden Garten von geringem Umfange, in dessen engem Raum dann nicht mehr freie Natürlichkeit sondern Bequemlichkeit und Anmut bezweckt wird.“
Damit ist gesagt, du solltest eine verhältnismäßig kleine Gartenfläche intensiv und bequem zum Wohnen nutzen. Wer die Zeit hat, der baue im Garten etwas Obst, Gemüse und Kräuter an und gestalte den Rest der Gartenanlage praktisch und schön, aber nutze ihn etwas zurückhaltender als den Wohngartenbereich. Nahe am Haus und der Terrasse pflanze man die hochgezüchteten Zierpflanzen und Exoten. Weiter draußen im Gelände, vom Hause weg, verwende man vorzugsweise die gebietsheimischen Gewächse oder alte, landschaftstypische Obstgehölze. Man hänge Nistkästen auf, stelle an dezentem Platz Igelburg und Insektenhotel auf und verwandele Dächer in wertvolle, grüne Trockenbiotope. Mit diesen wenigen Gestaltungsregeln ist der Ökologie und Nachhaltigkeit vollauf Genüge getan.
Und es sei noch einmal gesagt: wer sich einen kleinen Nutzgarten im Hausgarten anlegt und damit ein Stückweit zum Selbstversorger wird, der hat viel für eine gesunde Umwelt und auch für seine eigene Gesundheit getan.
Doch genug der klugen Ratschläge. Ist doch der häusliche Garten ein Ort, wo Hausherrin und Hausherr nach eigenen Ideen gestalten kann. Die unentwegten Bestrebungen unser Gesellschaft, die darauf zielen unser Alltagsleben bis ins kleinste Detail zu reglementieren sind lästig. Wir sollten den Garten genießen und uns an dem Geschaffenen erfreuen. „Geh deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit, und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille wohnt … Erfreue dich an dem, was du schon erreicht hast, wie auch an deinen Plänen.“ (Max Ehrmann 1872-1945). Auch das ist ein Stück „Inhortas-Idee“.
Bild und Text, Thomas Jacob ©11/2011
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